Die Entstehung von Säntis-Guides

Eine Geschichte von Freundschaft, Abenteuer und der Gründung einer Bergsteigerschule im Appenzellerland.

Wir befinden uns zwei Tage nach Weihnachten im ersten Biwak der Nordwand des Monte Agner, einer der größten Wände der Dolomiten, wenn nicht sogar die größte. Wer sind wir? Lukas Hinterberger und Michi Wohlleben. Eine Seilschaft, die nicht nur ein paar schwierige gemeinsame Begehungen teilt, sondern auch gute Freunde sind und sich super ergänzen und gleiche Werte pflegen.

Dank unserer gemeinsamen Leidenschaft, dem Klettern und Bergsteigen, kommt es auch dazu, dass wir zusammen mit dem „verrückten“ Simon Gietl in die Nordwand des Monte Agners eingestiegen sind. Ein Abenteuer, das uns einiges abverlangt.

Die Biwaknacht in der Wand an diesem 27. Dezember ist lang, und wir unterhalten uns lange mit Simon, der auch Bergführer ist, darüber, wie unsere Bergführertätigkeit aussieht. Wir versuchen beide, so viel wie möglich im Alpstein in unserer Heimat zu führen, erstens, weil es wunderschön ist, und zweitens, weil wir beide Familien zuhause haben und gerne Zeit mit ihnen verbringen. Wir erzählen auch, dass wir meistens privat unterwegs sind und eher selten für Bergschulen tätig sind.

So wirft Michi kurz vor dem Einschlafen die Idee einer Bergschule im Appenzellerland in die Runde. Wir hatten dann die ganze Nacht Zeit, diese Entscheidung sacken zu lassen.

Im zweiten Biwak, in dem wir zu dritt aufeinander gestapelt ruhen – denn schlafen kann man das nicht nennen – haben wir uns nicht dagegen entschieden. Wir sind beide „schnelle“ Entscheider und diskutieren ungern zu lange. Außerdem schätzen wir die gegenseitige Meinung sehr, weshalb diese Entscheidung einmal gefasst, dann auch umgesetzt wird.

Über die Zeit entstand dann aus dem Gedanken dieses Konzepts Säntis Guides. Eine Bergschule, die lokale Aktivitäten in den Bergen anbietet, vom Kletterkurs über die Hundsteinsüdwand als Führungstour bis hin zur Lawinenausbildung im Winter oder Team-Events. Eine Bergschule, die niemandem gehört, sondern für alle Bergführer im Alpstein eine Plattform sein soll, um die lokale Bergführertätigkeit zu fördern und zu unterstützen. Wir freuen uns auf die gemeinsamen Erlebnisse mit „alten“ und „neuen“ Gästen. Und sind froh, dass wir den Monte Agnèr damals probiert und geschafft haben, denn wer weiß, vielleicht wäre sonst Säntis Guides nicht entstanden.